Tiere im Seniorenheim - Tiertherapeutische Maßnahmen im Altersheim werden immer beliebter

Dunkel getigerte Katze liegt auf dem Schoß einer Seniorin

Jeder, der ein Haustier hat, weiß um seine positive Wirkung auf den Menschen. Egal ob Hund oder Katze bzw. Nagetier, es geht immer darum, dass gerade sie bedingungslos lieben, keinerlei Vorurteile haben und gleichzeitig verantwortliches Handeln einfordern. Dies haben inzwischen auch viele Senioren- und Pflegeheimorganisationen erkannt und gehen immer mehr dazu über, tierische Mitbewohner zu den ergrauten und manchmal kranken Heimbewohnern aufzunehmen.

Vor allem bei Demenzerkranken gibt es positive Effekte

Die tiertherapeutische Betreuung hat vor allem bei der Betreuung demenziell erkrankter Menschen einen hohen Stellenwert erreicht. Dabei spielt es kaum eine Rolle, welches Tier zum Einsatz kommt, die Wirkung bleibt positiv. Allerdings muss natürlich im Vorfeld abgeklärt werden, ob der Betroffene weder an Allergien leidet noch Angst vor Vierbeinern hat.

Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit knapp 1,5 Millionen Personen, die an Demenz leiden. Wenn die individuelle Persönlichkeit verloren geht und ein erhöhter Abbau der Informationsweiterleitung wichtiger Nervenzellen im Gehirn vorliegt, müssen besondere Wege geschaffen werden, um mit solchen Menschen in Kontakt zu kommen. Diese Wege können vielfältig und unterschiedlich sein, doch der positive Effekt, wenn dabei Tiere, vor allem Hunde, zum Einsatz kommen, gilt als erwiesen. Diese können als Türöffner in eine fremde Welt, die Welt des Demenzkranken, dienen.

Die positiven Effekte der Tierhaltung bei Demenzkranken gelten inzwischen durch zahlreiche Studien als erwiesen und gingen vor allem der Frage nach, warum Tiere so wichtig für diese Patienten sind. Die Antwort ist vielfältig und gleichzeitig sehr einfach, denn Vierbeiner stellen einfach eine Verbindung zwischen Kopf, Bauch, Herz und Gefühl her und fordern diese gleichsam heraus. Die durchschnittlich erzielbaren Effekte sind unter anderem:

  • die Kommunikation mittels der Beziehungsebene
  • Tiere verbessern das Empfinden von Mitgefühl und Gefühl im Allgemeinen
  • Alte Menschen lernen wieder sensibel für ihr Gegenüber zu sein
  • Demenzkranke Personen werden aufmerksamer, wenn sie einem Tier gegenüber stehen
  • Es entsteht der Wunsch nach direktem Kontakt, der für beide Seiten angenehm ist
  • Tiere leben immer im Hier und Jetzt und verdrängen Gedanken an die Krankheit und den Tod
  • Tiere spenden Trost und geben Wärme
  • Tiere vermitteln das Gefühl des Verstehens

Die Ergebnisse von Tierhaltung in Seniorenheimen oder regelmäßigen Besuchen von Therapiehunden ergibt sich damit von selbst und ist deutlich erkenn- und spürbar. Denn die Senioren

  • haben öfter ein Lächeln auf den Lippen
  • verhalten sich weniger als Rivalen innerhalb einer Gruppe
  • sind aktiver
  • agieren körperbetonter
  • leiden weniger häufig an Depressionen
  • kommunizieren mit Tier und Mensch gleichermaßen
  • zeigen eine lebhaftere Sprache, Mimik und Gestik
  • zeigen mehr Emotionalität
  • erleben weniger Isolation und lassen wieder mehr Nähe zu
  • werden selbstsicherer und stressfreier
  • zeigen erhöhte Lebensfreude
  • haben vermehrt Sozialkontakte und sind im Wesentlichen einfach gesünder.

Die genannten Einflüsse sind in ihrer Wirkung alle nachgewiesen, wobei sich sogar wissenschaftliche Studien zum Ergebnis bekannt haben, dass die bloße Anwesenheit von Hund, Katze und Co. in der Altenhilfe und bei der Betreuung demenzkranker Personen eine positive Wirkung auslöst. Wenngleich die tierischen Begleiter durchaus viele Vorzüge haben, sollten Tiere keineswegs der einzige Zeitvertreib sein, der Senioren geboten wird. Sinnvoll ist ein Mix aus verschiedenen Spielen und Beschäftigungsmöglichkeiten, die sich auch nach den Vorlieben der Senioren richten.

Ein Golden Retriever liegt bei einer älteren Frau auf der Couch und wird von ihr umarmt.

Bedenken der Seniorenheime sind vorhanden

Auch wenn inzwischen viele Senioren- und Pflegeheime auf den tiertherapeutischen Ansatz Wert legen und ihn in ihre Struktur integriert haben, gibt es mancherorts noch Bedenken. Dies vor allem deswegen, da es keine bundesweite Empfehlung dazu gibt. Klar ist nur, dass eine Tierhaltung in Senioreneinrichtungen nicht verboten ist.

Es gibt derzeit regionale Empfehlungen und die Richtlinie der International Association of Human-Animal Interaction Organizations, die festlegt, welche Tiere wann und wie zum Einsatz kommen sollen. Darin beschrieben ist unter anderem, dass nur solche Vierbeiner eingesetzt werden sollten, die in der Lage sind, sich der neuen Situation entsprechend zu verhalten. Zudem muss natürlich eine artgerechte Unterbringung und Betreuung gewährleistet sein.

Besuchsdienste als Alternative zur Heimtierhaltung

Ist die ständige Haltung von Tieren in Heimen nicht möglich oder erwünscht, kann die tiertherapeutische Maßnahme auch mittels Besuchen mit Hunden angewandt werden. Dazu benötigt es eine entsprechende Vorbereitung und ein Gespräch mit den Verantwortlichen im Heim, um zu klären welche Hunderasse zum Einsatz kommt und wie der Besuch dann in der Folge verlaufen soll. Klar ist dabei auch, dass über den Gesundheitszustand des Tieres informiert und darauf hingewiesen wird, dass nur regelmäßig geimpfte und entwurmte Hunde ins Seniorenheim kommen und in jedem Fall auch eine entsprechende Haftpflichtversicherung besteht. Zudem müssen die exakten Zeiten und die Dauer des Besuchs im Vorfeld genau festgelegt werden, um darauf zu achten, dass der Heimbetrieb nicht gestört wird.

Tierarten, die für die Therapie geeignet sind

Tiere, die in Senioreneinrichtungen oder Institutionen, die sich um Demenzkranke kümmern, zum Einsatz kommen, sind meist Hunde, Katzen oder Kaninchen. Erste Versuche gibt es auch bereits zur Arbeit mit Lamas, die als Besuchstiere für solche Einrichtungen Verwendung finden. Grundsätzlich kann jede Tierart herangezogen werden, die domestiziert ist und möglichst von Beginn seiner Lebenszeit an Menschen gewöhnt wurde. Dies können auch landwirtschaftliche Nutztiere sein, wichtig ist, dass sie freundlich und gutmütig sind.

Bei Hunden wird zusätzlich auf eine gute Sozialisierung geachtet und auf eine hohe Toleranzschwelle gegenüber Menschen und anderen Tieren. Zudem sollte er möglichst nicht zu Aggression neigen und in der Summe ein ausgeglichenes Wesen haben. Der Faktor Grundgehorsam gegenüber seinen Besitzern und eine gute Bindung an Menschen ist ebenfalls Voraussetzung für die therapeutische Arbeit mit Mensch und Tier.

Gerade für Hunde gibt es tatsächlich eine bzw. mehrere festgelegte Definitionen.

Wichtig ist, dass Besitzer und Tier immer ein Team bilden, das gemeinsam in Seniorenheimen oder Pflegeeinrichtungen zum Einsatz kommt, wobei natürlich eine Überforderung des Tiers in jedem Fall zu vermeiden ist.

Extra Ausbildung für Hunde

Während Katzen, Kaninchen und Wellensittiche einfach durch ihre Anwesenheit Freude und Kontakt in die Senioreneinrichtungen bringen, kann von speziell ausgebildeten Hunden tatsächlich mehr verlangt werden. Eine entsprechende Ausbildung ermöglicht und umfasst folgende Kriterien:

  • Training in Form von positiver Bestärkung
  • Stärkung der Bindung zwischen Mensch und Tier
  • Förderung des Vertrauens zwischen Hund und seinem Besitzer
  • Hund muss immer Hund bleiben und seine natürlichen Bedürfnisse erfüllen können
  • Varianten für den Ausgleich zur Ausbildung müssen gegeben sein
  • Rassebedingte Merkmale müssen berücksichtigt werden
Ein Labrador als Therapiehund, um Hintergrund eine ältere Person im Rollstuhl

Tierhaltung fördert Verantwortung und Aufgaben

Gerade Personen, die am Ende des Lebensweges angekommen sind und in einem Heim untergebracht sind, fühlen eine gewisse Leere. Sie leiden darunter, dass sie die Verantwortung für sich selbst nicht mehr umfassend erfüllen können und keinerlei tägliche Aufgaben mehr haben. Das sind genau die Ansatzpunkte, die für eine Tierhaltung in Seniorenheimen sprechen. Denn Katzen, Wellensittiche und Kaninchen müssen täglich gefüttert, gestreichelt und versorgt werden. Und genau damit leben die alten Menschen, die noch dazu vielleicht gerade erleben, dass ihnen die gedankliche Welt und ihre Vergangenheit entgleitet. Wenn sie hier eine erfüllende Aufgabe übertragen bekommen und für die Fütterung oder das Ausmisten der Hasenställe zuständig sind, bekommt der Tagesablauf wieder Sinn und wird durch die Betätigung aktiver gestaltet und hautnah erlebt.

Was gegen die Tierhaltung in Senioreneinrichtungen spricht

So zahlreich die positiven Argumente und die wissenschaftlich erwiesenen Effekte auch sind, es gibt auch Dinge, die gegen die Tierhaltung sprechen. Da wäre zum einen die mögliche Überforderung – und zwar sowohl von Heimbewohnern als auch dem Pflegepersonal. Manchmal können auch die Tiere selbst überfordert werden. Klar ist, dass auch allergische Reaktionen der Heimbewohner auftreten können und in diesem Fall das auslösende Tier natürlich aus der Wohnanlage entfernt werden muss. Auch wenn die hygienischen Bestimmungen nicht erfüllt werden können oder einfach die räumlichen Gegebenheiten nicht vorliegen, ist eine Tierhaltung im Sinne der tiertherapeutischen Anwendung abzulehnen.

Es gibt Seniorenheime, die es den Bewohnern sogar gestatten, ihre eigenen Haustiere beim Einzug mitzunehmen. Damit wird eine besondere Komponente der tiertherapeutischen Anwendung umgesetzt, die den Betroffenen gut tut und den Umstieg in begleitetes Wohnen im Wesentlichen erleichtert. Mit dem geliebten Vierbeiner oder gefiederten Freund den neuen Lebensabschnitt zu beginnen, vereinfacht vielen den Abschied aus der gewohnten Umgebung, die manchmal für Jahrzehnte das Heim war und damit auch Zeuge wesentlicher Lebensabschnitte. Das Haustier beweist sich hier als treuer Freund, der immer an der Seite des Herrchen und Frauchen bleibt, auch wenn sich die Lebensumstände durch vermehrte Gebrechlichkeit oder Krankheit wesentlich ändern. Und das tut den Betroffenen schlichtweg gut.